Pays d’Oc

Das Pay d’Oc, also „Land des Oc“ liegt in Südwestfrankreich und ist heute hauptsächlich als Weingebiet bekannt. Auf manchen der Weinflaschen aus dieser Gegend befindet sich ein okzitanisches Kreuz. Das Pays d’Oc ist eine sehr alte Region zwischen dem Mittelmeer und den Pyrenäen und war Teil des ursprünglichen Okzitanien. Früher und heute administrativ anders definiert, gab es ursprünglich die Ländergrenzen nicht und Okzitanien zog sich von Nordspanien über das ganze südliche Frankreich bis nach Norditalien. Die heutige französische Region „Occitanie“ deckt einen Teil davon ab und ist nun wieder auch in Frankreichs administrativer Aufteilung vorhanden.

Puivert befindet sich im Departement Aude (11) in der Region Occitanie.

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Croix occitane

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Bis zu den Kreuzzügen gegen die Katharer und die darauf folgende Annektierung der ganzen Region durch die zuvor nördlich siedelnden Franzosen ab dem 13. Jahrhundert war Okzitanien eine blühende Region mit eigener Sprache (Langue d’Oc, die Sprache des Oc, wobei OC „ja“ bedeutet), vielen Kulturen und Religionen, die in weitreichender Toleranz und relativem Wohlstand lebten. Ganz im Gegensatz zu anderen Gebieten im Mittelalter in denen Armut, Unterdrückung, Bildungslosigkeit und der zunehmende Prunk der Kirche das „dunkle“ Mittelalter prägten.

Okzitanien war auch das Land der Katharer (auch Albigenser genannt), die eine eher jenseitsorientierte und sehr einfache Lebensweise predigten. Deren weise Menschen waren die „parfaits“ (Perfekte), die durch das Land zogen und sehr viele Anhänger und Sympathisanten fanden, gerade auch unter den gebildeteren Leuten, also den Fürsten, den Handwerkern etc. Und ein ganz wichtiger Aspekt, der der katholischen Kirche natürlich ein riesiger „Dorn im Auge“ war: die Parfaits und Führer der Katharer waren Männer UND Frauen, und zwar völlig gleichberechtigt. Auch die von den Katharern vertretenen Inhalte standen im großen Wiederspruch zur katholischen Kirche und so wurden sie von dieser als Ketzter bezeichnet und entsprechend bekämpft.

Da das Pays d’Oc zudem auch noch klimatisch begünstigt war (und natürlich noch ist) und sich durch eine eigenständige Kultur des friedlichen Miteinanders von Muslimen, Juden, Katharern und Christen zu einem prosperierenden Land entwickelte, konnte Papst Innozenz III. diesem „ketzerischen“ Treiben nicht mehr länger zusehen und führte zusammen mit dem französischen König und seinen Gefolgsleuten einen Kreuzzug gegen die Katharer. Den teilnehmenden französischen Adligen wurde die Absolution (also der Ablass aller Sünden) und ein Lehen (sprich Hof und Gut) in der zu erobernden Region versprochen.

Das Heer zog 1209 gen Süden und zerstörte in den folgenden Jahrzehnten nicht nur die Bewegung der Katharer, sondern die ganze Region. Zudem wurde diese natürlich dem französischen Herrschaftsbereich zugeordnet und somit Teii des französischen Staates.

Ein Beispiel der grausamen und skrupellosen Vorgehensweise des Heeres ist folgende Begebenheit auf der ersten „Etappe“ des Kreuzzuges in der südfranzösischen Stadt Béziers. Hier fragte ein päpstlicher Abgesandter die Kreuzfahrer, wie sie den die Ketzer von den Christen unterscheiden sollten. Worauf die Antwort lautete: „Tötet sie alle, Gott wird die Seinen erkennen“. Die Stadt wurde komplett niedergebrannt und ALLE Menschen in Béziers umgebracht.

So zog das Heer dann weiter und zerstörte eine Stadt nach der anderen, auch deshalb, weil die meisten Fürsten sich weigerten die in ihrem Bereich ansässigen Katharer auszuliefern. Es würde flächendeckend gemordet, geplündert, verbrannt bis das „blühende“ Pay d’Oc zerstört worden war.

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Montségur

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1244: die letzten 200 Katharer, die auf der Burg Montségur überlebt hatten, mussten nach 10 Monaten Belagerung kapitulieren. Sie wurden vor die Wahl gestellt, ihrem Glauben abzuschwören und sich der katholischen Kirche zu unterstellen oder auf dem Scheiterhaufen zu brennen. Alle entschieden sich für diesen furchtbaren Tod.

Es sind wohl vorher noch einige Katharer entkommen und auch der sogenannte Katharerschatz, was zu vielen noch ungeklärten Geschichten und Mythen führt. Wie auch noch viele andere Geheimnisse dieser mystischen Gegend noch darauf warten gelüftet zu werden…

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Auch wenn diese Geschichte schrecklich ist und auch noch nachwirkt in dieser ursprünglich so gesegneten Gegend: es ist noch (oder wieder) etwas zu spüren von diesem „Reichtum“, der Toleranz und Freiheit und dem spirituellen Geist der Katharer!

Das Besondere dieser Gefilde zieht auch Menschen aus aller Welt in das Pay d’Oc, wegen der Katharer auch Pays Cathare (Aude) oder Pyrénées Cathare (Ariege) genannt . Auch ich selbst bin von dieser Gegend so begeistert, da sie eine einmalige Mischung aus Natur, Kultur und Geschichte hat und hier irgendetwas „anders“ ist… ein eigener „spirit“, eine Energie und Atmosphäre, die ich so noch nie irgendwo erlebt habe.

Zudem ist es vor allem die Natur, die Abgeschiedenheit, das angenehme Klima und die Vielfalt der Menschen, die das Pay d’Oc für mich (und einige andere) zum idealen Ort macht, um eine „neue Kultur“ zu initiieren, eine Lebensweise in Harmonie mit und selbst und allem Sein, eine…

„Kultur der Liebe“.

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Mehr dazu im entsprechenden Kapitel auf dieser Website.

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Dazu noch ein paar Fotos aus der Umgebung von Puivert und zwei offizielle Internetseiten der Region für einen allersersten Eindruck von dieser besonderen Gegend…

Le Labyrinthe Vert Nebias

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Lac Montbel

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Roquefort-les-Cascades

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www.payscathare.org

www.pyreneescathares.com

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Winterpanorama Pyrenäen